Kurzbericht zum Vortrag „Leid und Unrecht an Gehörlosen – durch Sprachdeprivation und körperliche Gewalt“ (29.11.2025)
Der dreistündige Vortrag von Christian Ebmeyer aus Hamburg, organisiert vom Kompetenzzentrum Gebärdensprache Bayern (KOGEBA e.V.), war voll besucht und durchgehend spannend und konzentriert. Ebmeyer zeigte auf, wie stark historisches Unrecht an gehörlosen Menschen bis heute nachwirkt. Er stellte die Arbeit der Stiftung Anerkennung und Hilfe vor, die das erlebte Leid sichtbar macht. In Hamburg führte diese Aufarbeitung bereits zu einer öffentlichen Entschuldigung – ein wichtiges Vorbild auch für Bayern.
Ein zentraler Punkt war der Mailänder Kongress von 1880: Er setzte durch, dass gehörlose Kinder nur lautsprachlich unterrichtet werden durften, während Gebärdensprache verboten wurde. Viele Betroffene berichten deshalb von belastenden Sprechübungen, Isolation, Demütigungen und körperlicher Gewalt.
Diese Unterdrückung der Gebärdensprache führte zu Sprachdeprivation – mit schweren und bis heute spürbaren Folgen für Entwicklung, Identität und Teilhabe. Offiziell anerkannt ist dieses Unrecht bislang nicht.
Die aktuelle Aufklärungsarbeit sammelt Berichte und Dokumente, um das erlittene Leid sichtbar zu machen und eine bundesweite Anerkennung – etwa im SGB XIV – zu erreichen. Im abschließenden offenen Gespräch wurde deutlich, wie präsent die Folgen von Sprachdeprivation noch heute sind und wie wichtig eine offizielle Anerkennung des Unrechts wäre – auch in Bayern nach dem Vorbild Hamburgs.


